Warum Checklisten, X-Schritte-Pläne & Co. nicht funktionieren

Wer kennt das nicht: Man weiß, was zu tun ist – und tut es nicht.

Das Phänomen hat viele Namen und zeigt sich in fast allen Bereichen des menschlichen Daseins. Ratgeber, Praxis-Tipps, Webinare, Seminare, Checklisten, 5-, 8-, 9- oder 12-Punkte-Pläne und Communities gegen Aufschieberitis, Selbst-Sabotage, Inneren Schweinehund & Co. gibt es wie Sand am Meer. Das Internet ist voll davon, ebenso die Buchhandlungen.

Und doch schieben wir Dinge auf die lange Bank … tun das scheinbar so Offensichtliche nicht … melden uns im Fitnessstudio an und gehen doch nicht hin … trinken Alkohol obwohl wir ihn nicht vertragen … essen zu viel oder/und das Falsche und sind spätestens wenn die Hose zwickt grantig mit uns und unserem Leben.

Wenn alle sagen, dass es so einfach ist, warum tut man sich selbst dann so schwer damit? Wahrscheinlich weil man zu blöd, zu faul, nicht konsequent genug, nicht … was auch immer ist.

Das Buch von Paul Watzlawick „Anleitung zum Unglücklichsein“ …

… ist eines meiner Lieblingsbücher. All denen, die es noch nicht gelesen habe, kann ich nur ein Wort sagen: Lesen! Und all denen, die es bereits kennen: Immer mal wieder lesen!

Denn anders als die gängigen „Glücksanleitungen“ führen Watzlawicks zeitlose Geschichten uns vor Augen, was wir täglich gegen unser mögliches Glück tun. Und das ist mehr als uns eigentlich lieb und bewusst ist. Das kleine Buch ist durchweg erheiternd – und erhellend.

Denn zu denken, dass man – anders als alle anderen, denn DIE bekommen das ja immer alles mit Leichtigkeit hin – zu blöd, zu faul, nicht konsequent genug oder was auch immer nicht ist, ist das, was Watzlawick „mehr desselben“ nennt. Humorvoll provokant (eine Mischung, die ich bei der Betrachtung von Problemen grundsätzlich empfehle) zeigt Paul Watzlawick z. B. in der Geschichte vom verlorenen Schlüssel einen Mechanismus auf, den jeder von uns kennt und so oder so ähnlich regelmäßig praktiziert.

Die Geschichte von dem Mann, der unter einer Laterne nach seinem Schlüssel suchte …

… ist für mich daher DIE Metapher schlechthin für all unsere kleinen uns selbst so logisch erscheinenden Unlogiken über die unsere Umgebung nur den Kopf schüttelt. Und so vielschichtig, dass man alleine hierzu ein Buch schreiben könnte.

Unter einer Straßenlaterne steht ein Betrunkener und sucht und sucht. Ein Polizist kommt daher, fragt ihn, was er verloren habe, und der Mann antwortet: „Meinen Schlüssel.“ Nun suchen beide. Schließlich will der Polizist wissen, ob der Mann sicher ist, den Schlüssel gerade hier verloren zu haben, und jener antwortet: „Nein, nicht hier, sondern dort hinten – aber dort ist es viel zu finster.“ (Seite 27 f.)

Watzlawick nennt es das „sture Festhalten an Anpassungen und Lösungen, die irgendwann einmal durchaus ausreichend, erfolgreich, oder vielleicht sogar die einzig möglichen gewesen waren. Das Problem mit jeder derartigen Anpassung an gegebene Umstände ist nur, dass letztere sich mit der Zeit ändern. Und hier setzt dieses Spiel an. Einerseits ist es klar, dass sich kein Lebewesen der Umwelt gegenüber planlos – das heißt, heute so und morgen ganz anders – verhalten kann. Die lebenswichtige Notwendigkeit der Anpassung führt unweigerlich zur Ausbildung bestimmter Verhaltensmuster, deren Zweck idealerweise ein möglichst erfolgreiches und leidensfreies Überleben wäre.“

Wäre! Wäre da nur nicht ein tief in uns verwurzelter Urtrieb der dazu führt, dass vor allem auf reine Verhaltensänderungen ausgerichtete Checklisten, Motivationsratschläge und X-Schritte-Anleitungen den inneren Schweinehund komplett unbeeindruckt lassen. Aber was ist das für ein Urtrieb und wie kann Veränderung trotzdem gelingen?

Das Bedürfnis nach schnellen Lösungen

Jeder lebende Organismus muss mit seiner Energie und seinen Ressourcen haushalten, sonst ist der Tank irgendwann leer. Also versuchen wir mit möglichst wenig Energieaufwand durchs Leben zu kommen und suchen wie in der Geschichte lieber im Licht. Eigentlich clever. Nur funktioniert so das Leben nicht. Und so kommt dem Grundbedürfnis unseres Gehirns nach Kohärenz (= alles passt zusammen, ist in sich logisch, zusammenhängend und nachvollziehbar) permanent der Alltag mit seinen kleinen und großen Herausforderungen in die Quere.

Da es nun einmal auch zur Alltagskompetenz eines Erwachsenen gehört, Probleme schnell und „on the fly“ zu lösen, geben wir häufig der schnellen Lösung den Vorrang. Nur ist die nicht immer eine gute. Wir haben innerlich Stress, also rauchen wir eine Zigarette, trinken Alkohol, schlucken Pillen, räumen die Küche auf, surfen im Internet auf der Suche nach Tipps zur Problemlösung oder gehen joggen. Dadurch fühlen wir uns besser = Ziel erreicht. Weiter geht’s. Nur finden wir, übertragen auf die Geschichte, den Schlüssel so nie.

Irgendwann reicht dann die Zigarette, das Motivationsvideo oder die aufgeräumte Küche nicht mehr aus um den inneren Sturm zu besänftigen. Greifen wir hier wieder zur schnellen Lösung, öffnen wir Sucht, Zwangsverhalten & Co. Tür und Tor. Rein kognitiv wissen wir das – und greifen trotzdem zur schnellen Lösung.

So die unlogische Logik, die uns dann auch wieder stresst und den Teufelskreis erst so richtig an Tempo zulegen lässt.

Auch wenn es niemand hören will: Schnelle Lösungen bringen nichts.

Der schnelle Kick ist wie ein Strohfeuer: für den Moment angenehm wärmend, nur leider auch schnell wieder vorbei. Und dann wird es kalt und ungemütlich. Hinzu kommt, dass jedes Strohfeuer viel Energie (ver)braucht. Und mit der sollten wir ja eigentlich haushalten. Wie diesem Paradoxon auskommen? Eigentlich ganz einfach, nur will das erst recht niemand hören:

Gute Lösungen fangen mit dem Wort „STOPP“ an

Wer aus dem Teufelskreis der schnellen Lösung aussteigen will, braucht zunächst ein inneres „STOPP!“

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Pause. Innehalten. Und umschauen. Was mach ich hier eigentlich gerade?

Ja, an diesem Punkt ist es nicht kuschelig.

Die schnelle Lösung wäre ohne Frage angenehmer. Aber dank dem STOPP hast du jetzt die Wahl: Greif zur schnellen Lösung, die keine ist oder mach dich auf die Suche nach der nachhaltigen Lösung, die du jetzt aber noch nicht klar (er)kennst?

„STOPP“ ist erst der Anfang

Schnelle, weil vertraute Lösungen haben einen immensen Sog und das „STOPP“ alleine, egal wie ernst es auch gemeint ist, ändert noch kein altbewährtes Muster. Aber „STOPP!“ ist der nötige Anfang, denn in diesen fünf Buchstaben bündelt sich pure Energie. Für die ersten Schritte nach dem „STOPP!“ hilft ein erfahrener Guide, denn der Sog des alten Musters ist clever und entwickelt viele Gesichter, wenn er merkt, dass er so keinen Erfolg hat.

Damit dich hier nicht der Mut verlässt und du keine Energie verschwendest, braucht es ein Gegenüber, das hilft, den Sog immer wieder zu enttarnen und den Wunsch nach einer guten Lösung im Blick zu behalten. Eine Klientin von mir hat das so beschrieben:

„Wahrscheinlich geht es nur mir so, aber vielleicht kennen auch andere die Situation: Mein Kopf hat ein Problem erkannt und wüsste auch, was zu tun ist, aber es klappt mit der Umsetzung nicht so richtig, oder ich drehe mich im Kreis, oder, oder. Kurz: Irgendwie scheine ich mir selbst im Weg zu stehen. Hier kommt die besondere Qualität von Karins Coaching ins Spiel.

Sie begleitet mich nicht nur analytisch-sprachlich, sondern nimmt sehr achtsam wahr, was während der Sitzung mit meinem Körper, meiner Energie, meinen Gefühlen, also mit meinem ganzen System passiert. So hilft sie mir herauszufinden, was gerade WIRKLICH los ist und welche Anteile aktuell Raum und Gehör brauchen.

Auf diesem Weg überrasche ich mich oft selbst und im besten Fall kann ich mich ganz direkt innerlich besser aufstellen und vermeintlich Störendes erweist sich als Geschenk von zurückgewonnener Kraft.

Karin’s Coaching ist transformierend! Danke.“

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