Manchmal parkt uns das Leben aus gutem Grund für eine Weile an einem Ort außerhalb unserer Komfortzone. Damit kann man hadern, sich wehren, sich versuchen abzulenken – oder sich fragen: Was darf (nicht muss!) ich hier gerade lernen? Wie bin ich dahin gekommen? Und warum? Wie kann ich diese Zwischenzeit nutzen? Und zwischen was bin ich gerade eigentlich?
Es heißt ja, immer wenn eine Tür zu geht, öffnet sich irgendwo eine neue. Nur manchmal ist diese neue Tür – aus welchen Gründen auch immer – noch nicht sichtbar oder zeigt sich noch nicht. Oder wir sehen sie einfach (noch) nicht. Auch aus welchen Gründen auch immer.
Viele erleben diese Zeit als hätte das Leben sie auf dem Flur ausgesperrt. Zurück geht nicht mehr und auf dem Flur zieht’s ungemütlich. Und so stehen sie da, hadern mit ihrem Schicksal und wünschen sich, dass die Tür wieder aufgeht, dass alles wieder wie vorher wird. Würden sie aber mal den Blick von der verschlossenen Tür abwenden, könnten sie bemerken:
Viel los auf so einem Flur
Aus einer evolutionären Sicht macht es keinen Sinn etwas Altes (künstlich) am Leben zu erhalten, wenn seine Zeit vorbei ist. Das ist Energieverschwendung.
Trotzdem hegen und pflegen wir unsere vermeintlichen Komfortzonen, die, wenn wir ehrlich uns selbst gegenüber sind, meist garnicht mehr so komfortabel sind. Das tun wir meist aus der Angst vor Veränderung, vor dem Neuen, dem noch Unbekannten. Nur entfaltet und verändert sich das Leben um uns herum trotzdem ständig.
Würden wir zwischendurch öfter mal einen Blick auf den Flur werfen, vielleicht auch mal eine Weile dort bleiben und uns umschauen, würden wir entdecken: auf so einem Flur ist jede Menge los. So karg wie wir meinen, ist so ein Flur überhaupt nicht. Und man trifft tolle Menschen.
Dann zieht’s halt mal eine Weile
Trau dich doch öfter mal raus aus der eigenen Komfortzone während die Tür noch offen ist. Ja, vielleicht zieht es da auf dem Flur ungemütlich und es sieht auch nicht so wirklich einladend aus, aber: so what? Ist halt ein Flur und kein Wohnzimmer.
In dem Wissen, dass du die Wahl hast, ist es nicht ganz so schwer, mutig zu sein. Und wenn dann doch irgendwann einmal die Tür hinter dir ins Schloss fällt, ist das Drama nicht ganz so groß. Schließlich kennst du den Flur ja schon ein wenig.
Zwischenzeiten auf dem Flur sind ein Geschenk
Zwischenzeiten geben uns die Chance herauszufinden, was wir wirklich wollen. Stolpern wir aber nur um vom Flur wieder wegzukommen vorschnell ins nächste Partner-, Job- oder Freunde-Zimmer, fordert dieses Über-den-Flur-huschen früher oder später seinen Preis. Und wir landen wieder auf dem Flur.
Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass wir bei all unseren früheren Flurbesuchen Spuren hinterlassen haben.
Spuren der Zuversicht, die uns heute daran erinnern können, dass das hier nicht das Ende ist, dass wir auch diesmal hier nicht steckenbleiben werden. Spuren der Warnung, die uns ermahnen, nicht wieder zu schnell ins falsche Zimmer zu stolpern. Und Spuren voll Neugier und Vertrauen, die uns nach einer Verschnaufpause unsere von der unsanften Landung verrutschten Krönchen richten lassen und uns den Flur mit all seinen Möglichkeiten neu erkunden lassen.
Mein Tipp:
Verschwende keine Energie vor verschlossenen Türen, sondern tauch ein in das Leben auf dem Flur. Nimm dir Zeit, schaue dich um, probier dich aus. Auch wenn’s ab und zu ungemütlich zieht. Und wenn es dann doch zu zugig wird, geselle ich mich gerne mit einem warmen Tee oder Kaffee zu dir und wir schauen uns gemeinsam um.