Die ACE-Studie, kurz für “Adverse Childhood Experiences” (zu Deutsch: Schädliche oder beeinträchtigende Kindheitserfahrungen), ist eine wegweisende Forschungsarbeit, die die langfristigen Auswirkungen von Traumata in der Kindheit auf das spätere Leben untersucht hat. Diese Studie wurde in den 1990er Jahren von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und dem Kaiser Permanente Health Care Program durchgeführt und hat seitdem unser Verständnis von Gesundheit und Wohlbefinden revolutioniert.
Die untersuchten Kindheitstraumata
In der ACE-Studie wurden zehn verschiedene Arten von traumatischen Erfahrungen während der Kindheit untersucht:
- Physischer Missbrauch
- Sexueller Missbrauch
- Emotionaler Missbrauch
- Vernachlässigung
- Elterliche Trennung oder Scheidung
- Häusliche Gewalt
- Elterlicher Suchtmittelmissbrauch
- Elterliche psychische Erkrankung
- Kriminelles Verhalten im Haushalt
- Elterliche Inhaftierung
Langfristige Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden
Die Studie fand heraus, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen der Anzahl der erlebten Traumata und einer Vielzahl von gesundheitlichen und sozialen Problemen im Erwachsenenalter gibt. Menschen, die in ihrer Kindheit traumatische Erfahrungen gemacht haben, haben ein höheres Risiko für chronische Krankheiten wie Herzkrankheiten, Diabetes und Krebs sowie für psychische Probleme wie Depressionen, Angstzustände und posttraumatische Belastungsstörungen.
Verkürzte Lebenserwartung
Besonders alarmierend war die Feststellung, dass Menschen mit einer höheren Anzahl von Kindheitstraumata eine signifikant verkürzte Lebenserwartung haben. Dies deutet darauf hin, dass traumatische Erfahrungen in der Kindheit nicht nur das psychische, sondern auch das körperliche Wohlbefinden langfristig beeinträchtigen können.
Implikationen für Prävention und Intervention
Die Erkenntnisse aus der ACE-Studie haben zum einen wichtige Implikationen für die Notwendigkeit von Prävention und Intervention von Kindheitstraumata. Es wird deutlich, wie wichtig es ist, Kinder vor solchen Erfahrungen zu schützen und denjenigen, die bereits traumatische Erfahrungen gemacht haben, angemessene Unterstützung und Behandlung anzubieten.
Und es zeigt auch: Trauma ist kein Phänomen, dass auf Krieg, Naturkatastrophen oder Unfälle beschränkt ist. Trauma ist alltäglicher und betrifft uns alle.
26 % gaben an, 1 ACE erlebt zu haben. Das ist nahezu jeder Dritte!
Fazit
Die ACE-Studie liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, wie unsere Kindheitserfahrungen unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden im späteren Leben prägen können. Indem wir dieses Wissen nutzen, können wir gemeinsam daran arbeiten, eine gesündere und unterstützende Umgebung nicht nur für alle Kinder zu schaffen. Die ACE-Studie erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse und den Schutz von Kindern zu priorisieren, um ihnen eine gesunde und glückliche Zukunft zu ermöglichen.
Und sie zeigt auch, dass wir unser Verständnis von Trauma dringend überdenken müssen. Denn aus diesen Kindern wurden Erwachsene und die finden mit ihren Problemen selten bis kaum Gehör, geschweige denn Verständnis und Hilfe.