Wie sicher kannst Du Dich fühlen?

Heute möchte ich etwas aus meinem Travel-and-Work-Alltag erzählen – oder genauer gesagt, diesen Alltag als Aufhänger nutzen, um über das Thema Sicherheit zu sprechen. Eine Frage, die uns dabei oft gestellt wird, lautet: “Wie sicher fühlt ihr euch eigentlich, wenn ihr frei steht?”

Für diejenigen, die mit dem Camperjargon nicht so vertraut sind: Frei stehen bedeutet, dass man nicht auf einem Campingplatz steht, sondern zum Beispiel auf einem Parkplatz, wie wir es gerade tun. Zwar ist dieser Parkplatz für Wohnmobile ausgewiesen, aber ansonsten ist hier nichts – kein Zaun, keine Infrastruktur, einfach ein gewöhnlicher Platz.

Die Frage lautet also: “Wie sicher fühlt ihr euch, wenn ihr nicht in einem geschützten Umfeld wie einem Campingplatz seid?” Wenn wir gemeinsam unterwegs sind, fühlen wir uns eigentlich immer recht sicher. Aber darum geht es mir heute nicht. Vielmehr möchte ich allgemein über das Gefühl von Sicherheit sprechen – und darüber, ob man dieses Gefühl wirklich kennt.

Kennst du das Gefühl von Sicherheit?

Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Begegnungen mit Somatic Experiencing und Traumatherapie. Eine der ersten Fragen, die mir damals gestellt wurde, lautete: “Wann hast du dich zuletzt sicher gefühlt?”

Diese Frage hat mich tief beschäftigt. Ich musste lange überlegen, ob ich dieses Gefühl überhaupt kenne. Hatte ich mich jemals wirklich sicher gefühlt? Die ehrliche Antwort war: Nein. Ich kannte dieses Gefühl nicht.

Heute, viele Jahre und viele therapeutische Sitzungen später, kann ich sagen: Ja, ich kenne das Gefühl von Sicherheit inzwischen. Es ist zwar noch immer keine meiner “Kernkompetenzen”, und es fällt mir schwer, mich niederzulassen und mich sicher zu fühlen. Aber ich habe Fortschritte gemacht.

Das war auch einer der Gründe, warum ich vom Motorrad auf ein Wohnmobil umgestiegen bin. Hier fühle ich mich sicherer. Mein Wohnmobil ist wie eine kleine Burg, mein mobiles Zuhause. Während ich mich auf dem Motorrad oft ungeschützt fühlte, kann ich nun reisen und selbst an einem einfachen Parkplatz ein Gefühl von Sicherheit empfinden.

Sicherheit und Trauma

Menschen, die traumatische Erlebnisse hinter sich haben – sei es durch Schock-, Bindungs- oder Entwicklungstraumata – verlieren oft ihr Gefühl von Sicherheit. Für sie ist die Frage “Wann hast du dich zuletzt sicher gefühlt?” besonders schwer zu beantworten. Denn Trauma nimmt uns genau dieses Gefühl: Wir fühlen uns nicht mehr beschützt, geborgen oder behütet.

Doch die gute Nachricht ist: Dieses Gefühl von Sicherheit kann zurückerlangt werden. Selbst wenn man es nie wirklich kannte, ist unser System dazu fähig, sich wieder sicher zu fühlen. Solange wir leben, hat unser Nervensystem die Fähigkeit, Sicherheit zu finden.

Wege zurück zur Sicherheit

In meinen Augen bieten insbesondere traumatherapeutische Ansätze wie Somatic Experiencing (SE) und das neuroaffektive relationelle Modell (NARM) von Dr. Laurence Heller wertvolle Wege zurück zur Sicherheit. Diese Methoden arbeiten eng mit dem Nervensystem und berücksichtigen, was auf Körperebene geschieht. Sie sind sanft, wertschätzend und nachhaltig.

Sie ermöglichen es, von einer Welt, die Angst macht, zu einer Welt überzugehen, die Sicherheit bietet – innerlich wie äußerlich. Wenn wir uns sicher fühlen, kehrt die Lust zurück, die Welt zu entdecken und ihr zu begegnen. Wir öffnen uns wieder für die Freude am Leben, weil wir wissen, dass wir in uns selbst und in der Welt geborgen sind.

Inhalts­verzeichnis