Trauma & Geld – Selbstwert & Schuld

Warum Geld oft viel mehr mit innerer Bindung zu tun hat, als wir denken

Wie ist dein Verhältnis zu Geld?

Ist es leicht, fließend, liebevoll – oder eher angespannt, kontrollierend, voller Sorge?

Viele von uns spüren: Geld ist kein neutrales Thema. Es berührt etwas sehr Tiefes in uns.

Ich nehme dich mit auf eine Spurensuche, wie Trauma, Selbstwert und Geld zusammenhängen – und warum Schuldgefühle hier so oft im Hintergrund mitlaufen.

Geld und Trauma – eine ungewohnte Perspektive

Wenn wir durch die Trauma-Brille auf Geld schauen, erkennen wir:

Bei Geld geht es nie nur um Finanzen. Geld steht in direkter Verbindung zu unseren Bindungserfahrungen, zu Sicherheit und zu Bedürfnis­erfüllung.

Geld ist damit ein Spiegel:

  • Wie sicher fühle ich mich im Leben?
  • Wie sehr vertraue ich, dass ich versorgt bin?
  • Und wie frei darf Fülle in meinem Leben fließen?

Oft haben wir gelernt, dass Geld erst fließt, wenn wir genug leisten. Oder dass zu viel Geld egoistisch ist. Oder dass man es sowieso wieder verliert. Diese inneren Überzeugungen sind selten rational. Sie stammen aus frühen Erfahrungen – und wirken bis heute.

Alte Familiengeschichten wirken fort

In nahezu jeder Familie gibt es Geschichten, in denen Geld eine Rolle spielt:

Streit ums Erbe. Ungerechtigkeit. Enteignung. Krieg.

All das prägt unser Familiensystem und hinterlässt Spuren – auch bei denen, die scheinbar nichts mehr damit zu tun haben.

Wenn jemand in der Familie betrogen oder benachteiligt wurde, wenn Armut oder Verlust erlebt wurde, dann entsteht oft ein kollektiver Schmerz.

Unbewusst tragen wir diesen Schmerz weiter – als Glaubenssätze, als Schuldgefühle, als unbewusste Loyalität.

Typische Glaubenssätze rund um Geld

In meiner Podcastreihe „Trauma & Geld“ habe ich meine Chatpartnerin Abigail 😉 gebeten, mir typische Geld-Glaubenssätze zu nennen.

Sie hat sie in fünf Cluster unterteilt, und das erste davon lautet: Selbstwert & Schuld.

Die häufigsten Sätze in diesem Cluster sind:

  • „Ich bin das nicht wert.“
  • „Ich darf nicht mehr haben als andere.“
  • „Wenn ich Geld nehme, lehnen mich Menschen ab.“
  • „Es ist egoistisch, für meine Arbeit Geld zu verlangen.“

Diese Sätze sind keine Wahrheiten. Sie sind Ausdruck alter Bindungsmuster, in denen Schuld und Selbstwert eng miteinander verwoben sind.

Schuld als „bindende Emotion“

Der Begriff stammt ursprünglich aus der systemischen Arbeit und beschreibt etwas, das viele intuitiv kennen:

Schuldgefühle dienen oft dazu, Bindung zu sichern.

Kinder übernehmen unbewusst Schuld, um die Beziehung zu ihren Eltern nicht zu gefährden. Wenn sie spüren, dass die Eltern im Stress oder im Mangel sind, denken sie:

„Ich will zu viel. Ich bin schuld, dass es ihnen schlecht geht.“

So bleibt die Bindung heil – aber das Selbstwertgefühl leidet. Schuld wird zu einer „bindenden Emotion“, die uns loyal hält – auch wenn sie uns selbst blockiert.

Wenn Schuld zu Loyalität wird

Diese Form von Schuld ist oft unsichtbar. Sie äußert sich in Sätzen wie:

„Wenn meine Familie arm war, darf ich nicht reich sein.“

„Wenn ich Geld verdiene, verliere ich die Liebe anderer.“

Schuld hält uns innerlich in Verbindung – auch wenn diese Verbindung längst zu eng geworden ist. Wir bleiben lieber klein, als dass wir riskieren, uns schuldig zu fühlen.

So entsteht ein Teufelskreis: Wir wollen frei sein, aber sobald es gelingt, mehr zu haben oder mehr zu verlangen, meldet sich das alte Schuldgefühl.

Geld, Bedürfnisse und Trauma

Geld ist eng mit drei der fünf Kernbedürfnisse verbunden: Bedürfnis­erfüllung, Abhängigkeit und Dazugehören.

Wenn diese Bedürfnisse in der Kindheit nicht verlässlich erfüllt wurden, entsteht der Eindruck: „Ich muss etwas leisten, um zu bekommen, was ich brauche.“ oder: „Ich bin es nicht wert, einfach so etwas zu empfangen.“ Das hat Folgen – auch im Erwachsenenleben.

Dann fordern wir keine Gehaltserhöhung, obwohl wir es könnten. Oder wir senken unsere Preise, weil sich jemand „das nicht leisten kann.“ Wir verwechseln Mitgefühl mit Selbstaufgabe.

Eine kleine Übung zum Nachspüren

Im Podcast leite ich eine kurze Selbstreflexion an, die du auch hier machen kannst:

Schließ die Augen und spür in den Satz hinein: „Ich bin das nicht wert.“

Zu wie viel Prozent kannst du ihm zustimmen? Wie fühlt sich das an – ruhig, klar, fragend oder kämpferisch?

Dann probiere den Gegensatz: „Ich bin ein wertvoller Mensch. Ich bin wertvoll.“

Und wieder: Zu wie viel Prozent kannst du zustimmen?

Was verändert sich?

Diese einfache Übung öffnet ein neues Bewusstsein für das, was in uns wirkt – und wie sich Selbstwert im Körper verankern kann.

Schuld entbindet – wenn sie bewusst wird

Wenn Schuld unbewusst bleibt, hält sie uns klein. Wird sie bewusst, kann sie sich verwandeln – in Mitgefühl, in Freiheit, in echte Verbindung. Denn Schuld ist nur bindend, solange wir glauben, sie tragen zu müssen. Sobald wir erkennen: „Ich darf frei sein, auch wenn andere es schwer hatten,“ verändert sich unsere innere Haltung.

Fazit:

Geld, Selbstwert und Schuld sind eng miteinander verwoben. Wer lernt, diese Zusammenhänge zu erkennen, kann sich innerlich neu ausrichten. Denn es geht nie darum, mehr Geld zu haben – sondern in Frieden damit zu kommen, was Geld innerlich bedeutet.

Wenn du tiefer eintauchen möchtest: Dann lausch jetzt dem ganzen Podcast -> hier klicken

Und in der nächsten Podcastfolge geht es weiter mit dem Cluster Mangel & Angst – und der Frage, warum sich Fülle so oft unsicher anfühlt.

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