Eines der wertvollsten Elemente, das ich aus der NARM-Arbeit mitgenommen habe, ist die erste Säule des NARM-Modells: das sogenannte Contracting, oder auf Deutsch das Finden einer Vereinbarung. Dabei geht es um die Frage: Was tun wir zwei hier heute eigentlich zusammen? Was möchtest du aus dieser Sitzung mitnehmen?
Wenn ich dieses Konzept in meinen Seminaren und Workshops einführe und lehre, ist die erste Reaktion oft ein leichtes Gähnen – im Sinne von „Ja, klar, das machen wir doch sowieso.“ Besonders bei Coaches, die gewohnt sind, zielorientiert zu arbeiten, scheint diese Frage selbstverständlich: Wo will der Klient hin? Was ist das Ziel der Arbeit? Was wäre ein gutes Ergebnis?
Was jedoch viele nicht auf dem Schirm haben – und was ich erst durch die jahrelange Arbeit mit dem NARM-Modell gelernt habe – ist die wichtige Unterscheidung zwischen Strategie und Intention.
Häufig antworten Klienten auf die Frage nach ihrem Ziel mit Aussagen wie:
- „Ich will, dass es mir besser geht.“
- „Ich will, dass XY verschwindet.“
- „Ich möchte endlich meine Diplomarbeit zu Ende bringen.“
- „Ich möchte im nächsten Meeting den Mund aufmachen können.“
- „Ich möchte mich mehr durchsetzen und Grenzen setzen.“
Das alles sind wichtige Anliegen, die es wert sind, genauer betrachtet zu werden – aber es handelt sich dabei um Strategien, nicht um Intentionen. Diese Unterscheidung mag auf den ersten Blick verwirrend wirken, doch sie ist zentral:
Was ist eine Strategie, und was ist eine Intention?
Nehmen wir als Beispiel die Aussage: „Ich möchte einen Vortrag halten können.“ Wenn ich mit einem Klienten arbeite, würde ich fragen: „Okay, was ist die Intention dahinter? Was ist dein Herzblut? Was möchtest du damit erreichen?“
Vielleicht sagt die Person: „Ich habe ein Thema, für das ich brenne, und ich möchte es in die Welt tragen.“ Oder: „Ich möchte freier und selbstbewusster darüber sprechen können.“ Allein diese Fragen eröffnen eine tiefere Dimension. Sie zeigen, dass es einen Unterschied macht, ob jemand sagt: „Ich möchte einen Vortrag halten können“, oder ob es darum geht: „Ich möchte ein Herzensanliegen souverän und authentisch in die Welt tragen.“
Gemeinsam würde ich dann mit dem Klienten erforschen: Was steht dir im Weg, das so auszudrücken, wie du es möchtest? Diese Herangehensweise unterscheidet sich grundlegend von der Frage: „Wie kannst du das nächste Mal eine bessere Rede halten?“
Vielleicht spürst du schon jetzt, wie subtil, aber bedeutsam diese Unterscheidung ist.
Die Qualität der Sitzung verändert sich erheblich, …
… je nachdem, ob wir uns auf die Strategie oder die Intention konzentrieren.
Ein praktischer Tipp: Wenn dein Klient ein Ziel nennt, frag dich selbst: Fühlt sich das eher nach einer Kopfsache an, oder spürst du, dass es ein tieferer Wunsch ist – etwas, das von innen kommt? Frag dann nach: „Was wäre damit erreicht, wenn du dieses Ziel umsetzt?“ Oder: „Was ist dein Wunsch dahinter?“
Gerade im Business-Kontext habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Frage nach dem Wunsch oft überraschen kann. Viele sind es nicht gewohnt, Wünsche zu formulieren, da alles so stark auf Ziele fokussiert ist. Doch wenn du dich traust, dieses Thema anzusprechen, wirst du oft erstaunliche Ergebnisse sehen.
Probier es aus und lass dich überraschen. Wenn du es getestet hast, schreib mir gerne, welche Erfahrungen du gemacht hast. Ich bin wirklich neugierig auf dein Feedback!