Die Trauma-Schule. Wie alles begann

Diesmal weiß ich gar nicht welches der vielen Themen, die in meinem Kopf kreisen ich zuerst nehmen soll. Und Schuld daran ist mein Team von der neuen Trauma-Schule Tirol, Stefanie Werthmann und Dr. David Koppensteiner. Denn die beiden haben mir eine kleine Wunschliste an Themen gegeben und nun weiß ich nicht, wo ich anfangen soll. Aber da ich nun schon in meinen Gedanken bei der Trauma-Schule bin, bleibe ich da auch.

Und keine Sorge, das wird jetzt keine Verkaufsveranstaltung. So etwas liegt mir nicht. Was meine neue Contentberaterin Silvia Irsfeld-Rozsa, die ebenfalls an der Themenfülle in meinem Kopf Schuld ist, gerne ändern würde. Wir beide raufen uns gerade zusammen, um hier ein für uns beide gutes Mittelmaß zu finden. Denn in einem sind wir uns jetzt schon einig:

Die Trauma-Schule ist wichtig und je mehr Menschen von ihr wissen, um so schneller verbreitet sich dieses gerade heute so wichtige Wissen.

Was ich mit diesem Satz meine und wie ich zu diesem Satz komme, darum geht es in diesem Blogbeitrag. Und daher wird es diesmal ein sehr persönlicher Beitrag. Ich nehme dich mit auf meine persönliche Traumareise, teile – wie es ein lieber Kollege mal so schön auf den Punkt brachte – wie mein ganzes Leben mich auf die Gründung einer Trauma-Schule vorbereitet hat.

Die Heldenreise

Jetzt weiß ich zwar was das Thema dieses Beitrags ist, aber ich weiß nicht wo und wie anfangen. Und immer wenn dem so ist, greife ich auf die Heldenreise zurück. Hierzu werde ich einen eigenen Beitrag machen – noch eine Idee auf der Liste –, denn im Kern ist jede Traumasitzung eine Heldenreise. Aber dazu mehr in einem anderen Podcast.

Solltest du die Heldenreise noch nicht kennen, kein Problem. Denn es geht hier ja nicht um das Erlernen der Heldenreise.

Die Heldenreise ist ein universelles Erzählmuster, das in Mythen, Märchen und modernen Geschichten verwendet wird. Es beschreibt die Entwicklung eines Helden, der aus seiner gewohnten Welt ausbricht, Prüfungen besteht und verändert zurückkehrt. Dieses Modell, geprägt von Joseph Campbell, spiegelt eine tiefere menschliche Erfahrung wider: die Reise der Selbstfindung und des Wachstums. Es besteht aus 12 typischen Phasen, die den inneren und äußeren Wandel des Helden begleiten.

Und solltest du dich an dem Begriff „Held“ stoßen, sind wir schon zwei. Denn ich kann sagen, dass ich mich zu keiner Zeit als Heldin gefühlt habe und es auch heute nicht tue. Aber da die Heldenreise nun einmal ein geläufiger Begriff ist und ich nicht alles auf den Kopf stellen will, bleibe ich bei dem Wording.

Der erste Schritt der Heldenreise ist

Die gewohnte Welt

Der Held lebt in seiner normalen Umgebung, ahnt aber nicht, was bevorsteht.

Übertragen auf mich: Meine gewohnte Welt fand in Bonn statt, die Stadt wo ich aufgewachsen bin, wo ich geheiratet hatte und wo ich meine ersten beruflichen Schritte ging. Bis zu dem Tag, wo mein nunmehr Exmann auf üble Art und Weise meinem Leben den Boden wegzog und mich aus dem gemeinsam erbauten goldenen Käfig schubste, verlief meine Leben in den zu erwarteten Bahnen von Ehe, Beruf und Hauskauf. Der Baum war also gepflanzt, nur das mit den Kindern wollte trotz alles Versuche nicht klappen.

Erst viele Jahre später sollte ich hierzu den Begriff „Verratstrauma“ kennenlernen. Und hierzu wird es, du ahnst es vielleicht schon, einen eigenen Podcast geben. In der Trauma-Schule widme ich nach der Basisausbildung dem eine eigene Lehreinheit, denn ein „Verratstrauma“ ist eine Art Schocktrauma für die Seele, das uns auf der Ebene des Vertrauens zutiefst verstört hinterlässt und bisher kaum Beachtung findet.

Der Sturz aus dem goldenen Käfig führte dazu, dass ich Bonn verließ, nach Bayern an den Ammersee zog und damit bin ich schon bei Schritt 2 der Heldenreise:

Der Ruf

Der Held wird von einem Herold zum Abenteuer gerufen. Es gibt einen initialen Auslöser, der ihn herausfordert und ein Bedürfnis weckt. Dieser Auftrag ist es, der den wahren Sinn des Lebens und das Potenzial des Helden offenbart. Dabei wird ein äußeres Problem oder ein innerer Mangel getriggert. Der entscheidende Schmerzpunkt.

Ja, heute, nunmehr 20 Jahre später kann ich sehen, dass das Verratstrauma der initiale Auslöser war, mich auf den Weg zu machen. Ich selbst hätte den goldenen Käfig nicht verlassen, denn er war wahrlich golden und damit bequem.

Und Nein, ich bin der Erleuchtung noch nicht so nahe, dass ich dazu Danke sagen kann. Denn unsere gemeinsame Zeit hatte dieses auf geplantem Verrat basierende Ende nicht verdient. Aber ich bin mittlerweile an dem Punkt zu sagen, dass das sein Karma ist. Und sollte es wahr sein, dass unsere Seelen sich das vor unserer Inkarnation so gemeinsam überlegt haben, kann ich aus der Menschenperspektive nur sagen: SO gut hätte er unsere Verabredung nicht einhalten müssen. So groß hätte der Verrat nicht ausfallen müssen.

Heute würde ich sagen, dass der Ruf darin bestand, mich auf den Weg zu mir machen, mich kennenzulernen … erst einmal alleine zu sein, denn ich war gleich von meinen Eltern mit ihm zusammen gezogen.

Schritt 3 der Heldenreise,

Die Weigerung des Rufs

fand bei mir in Ehe Nummer 2 statt. In der Heldenreise verweigert sich der Held dem Ruf zunächst. Entweder er ignoriert oder überhört ihn, vermutlich fühlt er jedoch Zweifel, Unsicherheiten, Ängste, insbesondere die Angst vor Veränderung, Verpflichtung hierzubleiben und sein Leben weiterzuleben, womöglich weiterhin für andere da zu sein, Pflichten zu erfüllen. Oder er fühlt sich schlicht nicht fähig und hält sich nicht für den Richtigen. Denn würde er das einfach cool angehen, wäre er schon ein Held und vielleicht sogar ein Angeber.

Nach der 1. Scheidung tat ich lange so, als ob ich alles im Griff hätte. Ich tat so, als ob ich aufblühen würde, obwohl ich innerlich von einer Panik in die nächste taumelte. Ich versuchte an meinem Bild vom perfekten Leben weiter festzuhalten und dazu gehörte, dass ich jetzt nicht Single blieb. Gott bewahre, denn dann hätte ja jemand denken können, dass es mir nicht gut geht … dass ich nicht liebenswert bin … dass mich niemand will … dass ich eine Verliererin bin … dass er recht hatte, mich aus dem goldenen Käfig zu schubsen. Also war ich ein Jahr später wieder verheiratet und lebte ein scheinbar tolles Leben am Ammersee.

In dieser Zeit fand das Buch „Trauma-Heilung: Das Erwachen des Tigers. Unsere Fähigkeit, traumatische Erfahrungen zu transformieren“ den Weg zu mir und damit komme ich zu Schritt 4 der Heldenreise:

Die Begegnung mit dem Mentor

Hier begegnet der Held seinem Mentor und magischen Helfer. Dabei kann es sein, dass der Held den Mentor jetzt noch nicht als seinen Mentor erkennt – und auch die Zuhörer nicht unbedingt. Er überzeugt ihn, die Reise anzutreten, und das Abenteuer beginnt. Dabei verleiht er ihm Wissen oder stattet ihn mit Weisungen, Waffen oder sonstigen Hilfsmitteln aus.

In dieser Zeit gab es nicht nur einen Mentor oder magischen Helfer. Hier haben mehrere mir den Weg gewiesen, nur habe ich es damals noch nicht verstanden. Ich sah die Zeichen und bin ihnen nicht gefolgt. Meine wichtigste Lehrerin in der Systemischen Welt, Sneh Schnabel aus Freiburg, machte parallel zu unserer Jahresgruppe die Somatic Experiencing Ausbildung … meine damalige Osteopathin ebenso und noch weigerte ich mich … noch war ich in der Arroganz. Nach ein bisschen lesen in dem Trauma-Heilung-Buch von Peter Levine war ich mir sicher, das alles zu kennen. Ich hatte ja schließlich den NLP-Master. Und doch war ich, was mir damals noch nicht bewusst war, unmerklich den 5 Schritt der Heldenreise bereits gegangen:

Die erste Schwelle

Der Held überschreitet die erste Schwelle, von der es jetzt kein Zurück mehr gibt. Die Suche beginnt. Mit diesem Schritt ins Abendteuer verlässt der künftige Held seine gewohnten Grenzen und Regeln und betritt die unbekannte. In der neuen Welt gibt es andere Grenzen und Regeln, die er erst herausfinden, verstehen und lernen muss.

Irgendetwas in mir war in Bewegung gekommen und das Thema ließ mich nicht mehr los. Aber so ganz überzeugt war ich immer noch nicht und daher habe ich versucht, den nächsten Schritt meiner Reise im möglichst abgesicherten Zustand zu gehen: ich habe mal eine Testsitzung bei meiner Osteopathin gebucht. Und damit eine Arschbombe in die nächste Phase der Heldenreise gemacht:

Die Bewährungsproben

Der Held wird vor erste Bewährungsproben gestellt und trifft dabei auf Verbündete und Feinde. Seine Metamorphose beginnt unweigerlich und er erkennt mit jeder Herausforderung, dass er weitermachen muss und nicht mehr zurückkann. Sein Wille zur Metamorphose wächst mit jedem Schritt. Natürlich gewinnt er nicht jedes Mal sofort, muss experimentieren und muss Schritt für Schritt weiterkämpfen, um von Stufe zu Stufe zu gelangen. Dabei muss er Versuchungen widerstehen und auch lernen, wer ein wahrer Verbündeter bzw. Feind ist und wer ihn womöglich täuscht. Denn Verbündete können sich später als Feind entpuppen und umgekehrt. Und das manchmal sogar mehrmals.

Ich erspare dir die vielen Vor und Zurücks dieser Phase und beschränke mich auf die zentralen Turning Points. Und die Sitzung bei der Osteopathin war wahrlich ein Turning Point.

Denn die Sitzungen mit ihr waren gelinde gesagt eine Katastrophe. Erst Jahre später sollte ich verstehen können, was hier so unsäglich schiefgelaufen ist. Und wie wichtig es war, diese Erfahrung zu machen. Ich mag nur kurz einen Einblick geben, warum diese 2 Sitzungen für mich so katastrophal waren:

Damals ging es in meinem Nervensystem noch ziemlich hoch her. Später, in der Ausbildung zum Somatic Experiencing-Practitioner (kurz SE-Practitioner genannt), sollte ich dann verstehen, dass ich mein Leben bisher im Zustand von GHIA – Global High-Intensity Activation verbracht hatte.  

GHIA – Global High-Intensity Activation

GHIA beschreibt einen Zustand, in dem das Nervensystem stark übererregt ist und der Körper in einer globalen, intensiven Aktivierung gefangen bleibt. Das kann sich z. B. durch starke Anspannung, Zittern, innere Unruhe oder das Gefühl von Überwältigung äußern.

In diesen Zustand hinein hatte sie eine Intervention gemacht, die meinem Nervensystem komplett den Rest gab. Ich bekam eine Panikattacke – und sie war komplett überfordert. Da ich all das ja schon mein ganzes Leben lang kannte, wusste ich auch, wie ich mich ohne Hilfe von Außen irgendwie wieder selbst einsammle. Ich habe zwar bis heute keine Erinnerung daran, wie ich den Weg zurück zu meinem Auto und dann den Weg durch die Münchner Innenstadt zurück an den Ammersee gefunden habe, aber augenscheinlich ist es mir ja irgendwie gelungen.

Unsere nächste Sitzung begann sie dann mit den Worten: „Ich hatte in der Zwischenzeit Supervision wegen Dir und ich weiß jetzt, ich war nicht schuld.“ … Damit gab sie diesmal meinem Gesamtsystem die nächste Breitseite und befeuerte all die wohlvertrauten Stimmen in meinem Kopf die mir ständig einredeten, dass ich allein das Problem bin. Also habe ich brav auch diese Sitzung absolviert, denn ich war ja das Problem … wenn ich mich also nur genug bemühe, dann wird das schon was …

Pustekuchen. Nach der Sitzung wurde ich erst einmal krank und fiel ins Bodenlose. Ich lag tagelang mit der mir so wohlvertrauten Migräne im abgedunkelten Zimmer. Ich hatte die nächste Phase der Heldenreise erreicht:  

Der Tiefpunkt

Hier dringt der Held bis zur tiefsten Höhle vor, zum gefährlichsten Punkt, und trifft dabei auf den Gegner. Die krisenhafte Zuspitzung legt das Kernproblem schonungslos offen.

Ich hatte keinen Gegner im Außen. Mein Gegner war ich selbst. Tief in mir drin wusste ich: entweder mein Weg führt mich noch tiefer in Krankheiten oder ich mache mich auf um zu gesunden.

Hierzu sei am Rande erwähnt: ich war mein Leben lang krank. Ich kannte mich nicht anders. Ich hatte schon als Säugling chronische Bronchitis … habe als Kind Stunden vor dem Inhalator und der Wärmelampe beim HNO verbracht wegen meiner chronischen Stirn- und Nebenentzündung … ich war über Jahre wöchentlich bei der Krankengymnastin … ich war nahezu komplett vom Schulsport befreit … da ich mit 14 einen extremen Wachstumsschub hatte und mein Körper nicht so recht dabei mitkam, fiel ich dauern um … und mit der Pubertät begann die Migräne, die mich verstärkt durch ein Schleudertrauma im Alter von 17, im Schnitt für 3 Tage die Woche komplett lahm legte.

Und da lag ich nun … und steckte tief in Phase 8:

Die Prüfung

In dieser Phase findet die entscheidende Prüfung statt: die Konfrontation mit dem Gegner und die Überwindung desselben oder was immer ihn zurückhält. Eine Konfrontation mit etwas Innerem oder Äußerem aus seiner alten Welt, das er überwinden oder zurücklassen muss. Etwas, was über ihn und seine Zukunft entscheidet. Das ist der Wendepunkt (Plot point), wenn er gewinnt.

Mir wurde klar: ich bin Mitte/Ende 30 und ich kann und will so nicht weiterleben. Das war kein Leben, denn die Zeiten zwischen den Migräneattacken waren geprägt von den diversen anderen Stoffwechselstörungen, einer Autoimmunerkrankung und noch ein paar anderen Unpässlichkeiten. Kurz: mir ging es in dieser Zeit durchweg beschissen.

Aber irgendetwas in mir sagte mir, dass ich jetzt nicht aufgeben durfte. Das konnte doch noch nicht alles gewesen sein.

Und so machte ich mich, als ich wieder aus den Augen schauen konnte auf die Suche nach einer anderen Therapeutin. Und wurde fündig. Und damit stand Schritt …

Die Belohnung

nichts mehr im Wege. Nach dem Sieg erhält der Held eine Belohnung, oft Wissen oder ein wertvolles Objekt.

All das wusste ich damals natürlich nicht. Ich war einfach nur froh, Doris gefunden zu haben. Eine lange Phase der Therapie und Heilung begann und in mir wuchs mehr und mehr der Wunsch: ich will lernen so mit Menschen zu arbeiten. Ich will das, was ich hier erleben darf, weitergeben. Ich will es nicht für mich behalten.

Es sollte eine Weile dauern, bis ich mich auf den Weg machen konnte und Doris mich hier unterstützte. Sie war, völlig zu Recht der Meinung, dass ich erst einmal selbst Boden unter die Füße bekommen und stabiler sein sollte, bevor ich die nächsten Schritte gehe.

Also stand erst einmal Phase

Die Rückkehr

an. Denn anstelle gleich hier einen neuen Zyklus der Heldenreise zu starten, stand erst einmal persönliche Heilung an. Ich musste geduldig sein, was nicht wirklich zu meiner Kernkompetenz gehört.

Aber in Phase 10 muss der Held den Rückweg in seine bekannte Welt antreten. Nicht immer will er das, schließlich hat er in der neuen Welt Glückseligkeit und Erleuchtung, sagen wir besser: Erkenntnis, gefunden. Zudem kennt er nun die Regel und hat womöglich neue Begleiter lieb gewonnen. Er tritt jedoch unbedingt den Rückweg an, der durchaus genauso gefährlich sein kann, wie der Weg damals in die neue Welt. Möglicherweise unterstützt ihn dabei einer seiner neuen Begleiter oder sein Mentor. Er übertritt mit seiner Belohnung die Schwelle in seine alte Welt.

Und so war es auch bei mir. Meine alte Welt fand wenig Gefallen an meinen neuen Erkenntnissen. Den Zusammenhänge, die ich entdeckte … den Fragen, die ich nun stellte … begegnete mein Umfeld mit Skepsis und teilweise sogar Widerstand.

Doris, meine Therapeutin, war in der Zeit eine sehr wichtige Person für mich. Sie hat mich unterstützt und gleichzeitig gebremst. Ich wollte gleich tief einsteigen, wollte Gas geben, wollte lernen … wollte das, was ich selbst an Heilung in der Neuroaffektiven Therapie erfahren durfte, weiter geben. Und all das bitte JETZT SOFORT! Und sie mahnte mich, mir Zeit zu geben. Wie recht sie hatte, sollte ich aber erst Jahre später erkennen.

Irgendwann kam dann die Zusage von ihr, dass sie mich zum nächsten Ausbildungszyklus zulassen würde. Sie war damals Lead Assistant in den Weiterbildungen zum Somatic Experiencing Practitioner und die Bewerbungen liefen über ihren Tisch. Gesagt getan und 2009 begann dann eine neue, eigene Heldenreise der noch viele weitere folgen sollten und ich werde auch das Gefühl nicht los, dass noch ein paar vor mir liegen.

In der Heldenreise folgt aber erst einmal Phase

Die Erkenntnis

Hier ist der äußere oder der innere Feind besiegt, die gewonnene Weisheit, das Elixier, die Erkenntnis, die neue Weisheit befindet sich in der Hand des Helden. Der Schatz bedeutet mehr Verständnis für sich selbst und die Menschheit, bessere Kenntnis der eigenen Komplexität, der eigenen Schwächen und Potenziale. Der Held ist durch das Abenteuer zu einer neuen Persönlichkeit gereift.

Und ja, so war es damals. Mir war nun klar, wie meine Reise weiter gehen würde: Lernen stand nun an. Und dabei selbst weiter heilen.

Nur in Bezug auf Trauma kann und sollte man nicht von Sieg sprechen. Hier hat dieses Wording keine Gültigkeit mehr.

Das war die zentrale Erkenntnis und diese Erkenntnis prägt heute mehr denn je meine Arbeit: Trauma ist nicht der Feind … der eigene Körper ist nicht der Feind … es geht nicht darum sich selbst oder irgendetwas in sich selbst zu besiegen oder gar zu töten …

Es geht darum, sich dem zu stellen und es zu transformieren. Es geht darum, nicht länger davor davon zu laufen. In meinem Fall ging und geht es immer noch darum, mich nicht durch Krankheit der Welt zu entziehen. Auch heute noch neigt mein Körper dazu, mich durch Migräne außer Gefecht zu setzen, wenn ich nicht gut nach mir schaue.

Aber ohne all die Krankheiten und all die Schmerzen, die mein Körper mir gnadenlos serviert hat, wäre ich heute nicht da wo ich bin.

Und heute ist mir mehr denn je ein tiefes inneres Bedürfnis, all das, was ich entlang meines Weges als heilsam erlebt habe, anderen zur Verfügung zu stellen und zugängig zu machen.

Hier schließt sich die letzte Phase der Heldenreise an:

Die Heimkehr

Und damit das Ende der Reise. Der Held bringt das Gelernte oder einen Schatz zurück und verändert seine Welt zum Besseren.

Dieser erste, alles auslösende Zyklus meiner Heldenreise löste wie gesagt noch viele weitere kleinere und größere Zyklen aus. Ich sollte Dr. Laurence Heller, den Begründer von NARM, kennenlernen und damit fing eine neue, zentrale Heldenreise in meinem Leben an, der ich einen eignen Podcast widmen werde. Denn gerade NARM hat mein Lebe stark beeinflusst hat und tut es immer noch. Und das zu verstehen, erklärt, warum NARM eine so zentrale Säule der Trauma-Schule ist.

Warum bin ich heute so tief in die Heldenreise eingestiegen?

Weil ich mit der so ausführlichen Beschreibung meiner ersten Trauma-Heldenreise gleich mehrere Dinge anstoßen möchte:

  1. Google doch einmal die Phasen der Heldenreise und finde, so wie ich es eben getan habe, die Phasen in deinem eigenen Leben. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen: die Mühe lohnt sich. Was man hierbei alles an Erkenntnissen schöpfen kann, ist fantastisch. Dabei zu erkennen, dass es Zyklen gibt, die abgeschlossen sind … die sich erfüllt haben, ist sehr entlastend. Und zu erkennen, in welcher Phase man gerade an einer anderer Stelle ist, kann ebenfalls entlastend sein. Erhellend ist es auf jeden Fall.
  2. Für mich persönlich war und ist an der Heldenreise eine Erkenntnis besonders wichtig: Auch Helden zaudern … auch Helden scheitern … auch Helden haben manchmal keine Lust aufs Heldentum. Das ist menschlich. Und gehört dazu. Ich habe Phase 7 = den Tiefpunkt mehr als einmal auf meinem Weg erlebt, jedes Mal gedacht, es geht nicht mehr tiefer und dabei feststellen müssen: doch. Es geht noch tiefer. Und ich hatte mehr als einmal keine Lust … keine Kraft mehr … Und doch habe ich immer weiter gemacht.

Jeder neue Zyklus hat mich sowohl geprüft als auch darauf vorbereitet, eine Trauma-Schule zu gründen. Eine Schule, wo ich heute mein Wissen an Menschen, die mit Menschen arbeiten, weitergebe, … eine Schule, wo ich das, was an mich vor mittlerweile 20 Jahren weitergegeben wurde, nun selbst an andere weitergebe.

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